Cohiba Linea 1492 - Sechs Formate der Siglo Serie

Christoph Kolumbus gilt als der große Entdecker Amerikas, auch wenn das aus historischer Sicht nicht ganz korrekt ist. Nach seiner Entdeckung der Karibik im Oktober 1492 begann die schrittweise Erschließung und Kolonialisierung des neuen Kontinents durch die Europäer. Allerdings war das heutige Amerika schon damals nicht gänzlich unberührt. Trotzdem markiert die großflächige Besiedelung der neuen Welt einen der wohl größten Wendepunkte in der Geschichte der Menschheit. Schließlich füllte die Entdeckung und Besiedlung Amerikas einige der wichtigsten Kapitel unserer Geschichtsbücher aus und sollte sogar nachhaltig Einzug in die Geschichte der Zigarren finden. Anlässlich dieses Ereignisses fügte die Spitze Markenpyramide der Habanos SA eine neue Linie zu seinem Markenkern hinzu, die bis heute als eine der größten Aushängeschilder der kubanischen Zigarrenindustrie gilt: Die Cohiba Linea 1492.

Cohiba Linea 1492: 500 Jahre Geschichte in 6 Formaten

Rund 500 Jahre nach seiner bemerkenswerten Entdeckung der Antillen nutzt die Marke Cohiba die Gelegenheit, um eine neue Linie im Premium-Segment der verstaatlichten Luxusmarke zu platzieren. Die Cohiba Linea 1492 ehrt nicht nur die Entdeckung der neuen Welt, sondern spült auch ordentlich Finanzmittel in die Staatskassen der Kubaner. Das ist auch dem ausgeklügelten Marketing der Habanos SA zu verdanken, die es versteht, ihre kubanischen Zigarren weltweit als echtes Luxusprodukt aus der Karibik zu vermarkten, das neben dem bekannten Rum den wichtigsten Exportfaktor des Inselstaates ausmacht.

Schließlich sind die meisten Formate der die Linea 1492 seit ihrer Vorstellung im Jahr 1992 fast ununterbrochen ausverkauft. Das liegt aber wohl weniger in der durchaus vorhandenen Limitierung der Linie 1492, als in ihrer unglaublichen Beliebtheit bei Zigarrenfans und Aficionados auf der ganzen Welt. Dabei erinnert die Marke Cohiba mit dieser Linie stets an ihre historischen Wurzeln. Bei seiner Exploration der – aus europäischer Sicht – neuen aber längst nicht unbewohnten Welt fiel Kolumbus und seinen Anhängern eine Zeremonie der Taíno auf, in der die Ureinwohner der Antillen eine bis dato unbekannte Form getrockneter Blätter rauchten. Der Name dieser frühzeitigen Tabak-Stengel: Cohiba. Das Cohiba-Logo in Form eines Kopfes der Taino-Indianer erinnert noch heute an den Ursprung der Marke Cohiba.

Nach den gängigen Erzählungen ist der Mythos Cohiba aber deutlich später und vielmehr aus einem Zufall heraus geboren. Demnach soll Castros damaliger Leibwächter dem Diktator einige kubanische Zigarren aus dem Hause Eduardo Rivera angeboten haben. Fidel Castro war von den aromatischen Glimmstängeln anscheinend so sehr begeistert, dass er Rivera damit beauftragte, größere Mengen der Zigarren für den umstrittenen Staatslenker zu produzieren. Die „Cohibas“ wurden lange Zeit nur zu besonderen Staatsanlässen an Castros persönliches Umfeld, wichtige Diplomaten und besondere Gäste Kubas ausgegeben, was dem legendären Mythos der Super-Premium Marke noch heute ihren glanzvollen Klang gibt. Erst ab 1982 waren die Cohibas auch für den Export freigegeben und konnten auch so über Zigarrenhändler in der ganzen Welt gekauft und genossen werden.

Der Kern der Linie besteht dabei aus sechs unterschiedlichen Formaten, die allesamt einem besonderen Selektionsprozess für die verwendeten Tabake unterliegen. Alle Formate der Cohiba Linea 1492 tragen die Bezeichnung „Siglo“ (spanisch für Jahrhundert), wobei die römischen Zahlzeichen I bis VI (1 bis 6) jeweils für ein vergangenes Jahrhundert stehen, die seit der Entdeckung Amerikas verstrichen sind. Eine lange Zeit:

  • Cohiba Siglo I
  • Cohiba Siglo II
  • Cohiba Siglo III
  • Cohiba Siglo IV
  • Cohiba Siglo V
  • Cohiba Siglo VI

Ob hier jemals eine Cohiba Siglo VII dazukommen wird, bleibt derzeit noch abzuwarten. Ich werde das wohl nicht mehr erleben, wenn der medizinische Fortschritt nicht gerade eine langfristige Konservierung meiner selbst erlaubt. Alternativ bleibt nur ein genussvoller Zigarrenkonsum – der soll ja schließlich auch adäquat konservieren.

Die Cohiba Siglo Serie spielt aromatisch in einer Liga

Ein essentieller Anteil am Cohiba-Mythos hat der typische Stil aus mild bis kräftigen, erdigen, und würzigen Aromen, die bis dato nur von den höchsten Qualitätsstufen kubanischer Zigarren erreicht werden. Das hat seinen Grund. Denn alle Tabak-Blätter, die für sämtliche Formate der Cohiba Linea 1492 verwendet werden, stammen aus dem wohl bekanntesten Anbaugebiet Kubas – der Provinz Vuelta Abajo im Südwesten des Landes. Dort werden sie in den Gebieten von San Juan y Martínez und San Luis sorgsam geerntet und unter strengen Kontrollen staatlicher Aufsicht für die Weiterverarbeitung vorbereitet.

Anders als üblich, durchlaufen die Cohiba Siglos hier aber einen dreifachen Fermentierungsprozess, bevor sie weiterverarbeitet werden und schließlich von den besten Torcedores Kubas feinsäuberlich gerollt werden. Die meisten der regulären Formate von Cohiba, abgesehen von der Super-Premium Linie Cohiba Behike und einigen Cohiba Limitadas, werden „lediglich“ zweifach fermentiert.

Aber genau diese Dreifachfermentierung macht die Zigarren der Cohiba Siglo Linea 1492 besonders mild und aromatisch. Man könnte sogar sagen, dass die Siglos in gewisser Weise einen idealen Einstieg in die Welt der Cohibas ermöglichen – wäre da nicht der stattliche Preis der Siglos und die – zugegebenermaßen – quasi nicht vorhandene Verfügbarkeit der meisten Formate. Milde Kubanerinnen wie die Hoyo de Monterrey Epicure Especial oder die Montechristo Open Master eignen sich für die meisten Einsteiger wohl etwas besser. Nicht nur aufgrund des geringeren Preises.

So lässt sich das Flaggschiff der Linie 1492, die Cohiba Siglo VI, quasi nur durch gute Kontakte oder ein wirklich glückliches Händchen erstehen. Bei der Siglo V sieht das Ganze nicht anders aus. Erst die Formate Siglo I oder Siglo II haben bei unseren hiesigen Zigarrenhändlern eine durchschnittlich gute Verfügbarkeit und taugen damit für den regelmäßigen Smoke.

In Sachen Aroma spielen aber alle Siglos der Serie auf einem vergleichbaren Level, das primär von feinen Röstaromen, einer angenehmen Würze, dem typischen Hauch von Erde, Creme und pfeffrigen Nuancen dominiert wird. Nur ganz feine Sinne können die vorhandenen Aromen von Kaffee, Schokolade, dezenter Frucht und angenehmer Süße wahrnehmen, die uns der voluminöse Dunst der Cohibas in unsere vier wichtigsten Sinne transportiert.

Allerdings sollten gerade Einsteiger darauf achten, dass gerade die Formate mit kleinerem Ringmaß wie die Siglo V oder Siglo III nicht zu heiß und hektisch geraucht werden. Ansonsten vermiest man sich nicht nur das Rauch/Leistungsverhältnis dieser Tabak-Kunstwerke, sondern auch die typisch kubanische Charakteristik, für die Kolumbus ja nunmal viele tausende Seemeilen auf sich genommen hat.

Cohiba Linea 1492: Siglo I bis VI im Vergleich

Die Sechs Formate der Cohiba Linea 1492 im Vergleich

Vergleicht man die Siglos untereinander, fällt schon auf den ersten Blick die umfangreiche Varianz in den gewählten Formaten auf. Beginnend ab einem 40er Ringmaß und mit rund 10cm Länge reicht die Vielfalt der Siglos bis hin zu einem 52er Ringmaß und stattliche (oder eher staatliche) 17cm Länge. Aber der Reihe nach. Reisen wir zu Ehren Kolumbus im Schnelldurchlauf durch die vergangenen 500 Jahre, die seit der Entdeckung Amerikas vergangen sind.

Cohiba Siglo I

Die Cohiba Siglo I ist der absolute Einstieg in die Siglo-Serie und definitiv die kleinste Zigarre der Linea 1492. Mit ihrem 40er Ringmaß, einem Durchmesser von rund 15,8mm und einer Länge von gerade einmal 10,2 cm ist die Siglo Nummer 1 definitiv keine Wahl für den ausschweifenden Zigarrenabend mit den Herren (oder Damen) der Schöpfung, taugt aber sicherlich für den edlen Quick-Smoke zwischen Main Office und Meeting mit der Chefetage. Mehr als 30 Minuten Rauchdauer sind bei der Siglo I nämlich nur selten drin.

Cohiba Siglo II

Etwas stattlicher kommt die Cohiba Siglo II daher, die ebenfalls vollständig handgefertigt ist und mit ihrem 42er Ringmaß nur ein Müh umfangreicher ist, als ihr Vorgänger mit der 1. Mit rund 16,5mm Durchmesser bei 12.9cm Länge weiß die Siglo II als mittelstarke Zigarre der Linie 1492 zu punkten und verspricht einen Rauchgenuss von rund 45 Minuten. Zumindest dann, wenn man die Sache einigermaßen entspannt angeht.

Auch für die Siglo Nummer 2 gilt allerdings, dass der rauchende Aficionado nicht zu hektisch ans Werk gehen sollte. Andernfalls zerstört man sich im Handumdrehen durch Tunnelbrand oder zu heißes Rauchverhalten die feinen Aromen des Longfillers, die den typischen kubanischen Charakter der Linie 1492 aber so schnell unkenntlich macht. Absolute Einsteiger können angesichts des vergleichsweise harmlosen Preises im Gesamtbild der Siglo-Serie zwar nicht viel verkehrt machen, sollten aber dennoch ein gewisses Geschick mitbringen, um vom leicht anspruchsvollen Smoke der Siglo II nicht enttäuscht zu werden.

Cohiba Siglo III

Wie so oft, tanzt der Dritte im Bunde etwas aus der Reihe. Das liegt aber vielmehr am sonderbaren Format der Cohiba Siglo III, die deutlich länger daherkommt als ihre Vorgänger. Wie auch ihre Siglo-Kollegen wurde dieses exklusive Format dreifach fermentiert. Allerdings passt dieser Fakt zur römischen Zahl III natürlich noch deutlich eleganter.

Mit ihren beeindruckenden 15,5cm Länge gehört die Siglo III durchaus zu den längeren Formaten unter den sechs Zigarren. Mit einem Durchmesser von rund 16,7cm und dem 42er Ringmaß ist die 3er hier zwar nicht die dickste im Bund, aber definitiv eine der beliebtesten Siglo-Zigarren, die die Habanos SA an den Start gebracht hat. Die Rauchdauer des Longfillers lässt sich durch geübte und geduldige Aficionados auf rund 60-70 Minuten ausbauen.

Cohiba Siglo IV

Apropos ausbauen. Die Cohiba Siglo IV gehört zum jüngeren Teil der Cohiba Linea 1492 und wurde erstmals im Jahr 2003 der Öffentlichkeit präsentiert. Die 4er baut die beliebte Serie nun um ein stärkeres Format aus – was aber vielmehr den Abmaßungen der Siglo IV gilt. Denn aromatisch hält sich die Siglo IV im übrigen Aroma-Rahmen der Linie und überzeugt mit einem leicht ledrigen, aber süßen, von Kakao- und Kaffee geprägten Geschmack, von dem unsere Sinne nur ungern weniger bekommen. Das liegt sicherlich auch an dem speziellen Canonazo-Format, das unserer japanischen Spiegelreflexkamera so selten passend vor die Linse kommt.

Weiter mit den Fakten: 15 / 20,6 / 52 sind nicht die Maße unserer kubanischen Haushälterin, sondern beschreiben Länge, Durchmesser und Ringmaß der Cohiba Siglo IV, die sich trotz dem fast 21mm im Durchmesser in Sachen Stärke angenehm zurückhält und so auch Einsteigern genügend Spielraum für etwaige Rauchversuche in der Welt der kubanischen Mythologie übrig lässt. Die dickste Zigarre der Siglo-Serie bietet dem zigarrenaffinnen CEO genüssliche 60 Minuten Auszeit durch ein mild-würziges kubanisches Raucherlebnis, von dem sogar die übrige Chefetage am nächsten Werktag noch etwas mitbekommen dürfte.

Cohiba Siglo V

Wir arbeiten uns in der Hierarchie der Linea 1492 weiter nach vorne und stoßen auf die längste Zigarre unter den Siglos, die mit ihren präsenten 17cm Länge bei einem 43er Ringmaß und knappen 17mm Durchmesser das absolute Maximum unseres imaginären Siglo-Funktionsgraphens erreicht. Diesen Maßen ist es zu verdanken, dass die Cohiba Siglo V im Dalias-Format daherkommt und sich eine leichte Verwechselungsgefahr mit der Siglo III ergibt.

Geschmacklich dürfte das nicht anders sein, wobei die Siglo V noch einige Nuancen von Tee, Heu, einem Hauch Vanille und deutlich süßere Noten mitbringt und sich damit zu ihren vier Vorgängern nicht nur durch die prägnante Größe unterscheidet. Die Cohiba Siglo V zählt neben der Siglo VI wahrscheinlich zur beliebtesten Zigarre der Cohiba Linea 1492, wenn man die Eigenschaften wie Verfügbarkeit, Preis und Bekanntheit einmal in rationalen Klammern setzt. Dank ihres Formats kann die Siglo V ein kubanisches Rauchvergnügen bieten, für das sich der Stundenzeiger unserer mechanischen Uhr am Handgelenk etwas mehr als eine volle Umdrehung abrackern muss.

Cohiba Siglo VI

Die Cohiba Siglo VI ist nicht viel weniger als das absolute Flaggschiff der Cohiba Linea 1492, auf das sogar Kolumbus stolz gewesen wäre. In Sachen Exklusivität, Preis und Verfügbarkeit ist die Cohiba Siglo VI nur eine Handbreit unter den Cohiba Limitadas und der Super-Premium-Linie Behike angesiedelt. Aus gutem Grund. Denn die Siglo VI ist nicht nur die Jüngste im Bunde der Siglos, sondern auch ein seltenes Cañonazo-Format, das einzig für die Siglo-Serie erschaffen wurde. Lediglich die Montecristo Grand Edmundo Edicion Limitada aus dem längst vergangenen Jahr 2010 war ebenfalls eine Cañonazo, ist aber ebenso ausverkauft und nur noch in wirklich gut bestückten Humidoren zu finden.

Mit ihrem großen 52er Ringmaß bei 20,6mm Durchmesser und einer beeindruckenden Länge von 15cm ist die Siglo VI nicht nur eine würdige Krönung der Linea 1492, sondern bietet auch gleichzeitig eine Garantie für einen cremigen, mild-aromatischen Rauchverlauf, der uns rund eine Stunde mit nussigen, süß-holzigen und kaffeelastigen Röstaromen versorgt. Ein absoluter Genuss für jeden Cohiba-Fan, der aber definitiv seinen Preis hat.

Cohiba Linea 1492 Longfillter

Die sechs Formate der Cohiba Linea 1492 im Überblick (von links nach rechts): Siglo I, Siglo II, Siglo III, Siglo IV, Siglo V und das Flaggschiff – die Cohiba Siglo VI.