Auch wenn Hublot bisher auf keine jahrhundertelange Firmengeschichte zurückblicken kann, wie es viele andere Schweizer Uhrenmanufakturen können, bedeutet das nicht, dass die Marke Hublot eine nicht minder erfolgreiche Entwicklung durchgemacht hat. Mittlerweile reiht sich die Schweizer Manufaktur nämlich in die Riege namenhafter Weltmarken wie Rolex, Breguet, Audemars Piguet oder Breitling ein. Am Zenit der Uhrenindustrie angelangt, hat die Manufaktur aus der Schweiz mittlerweile eine beeindruckende Kollektion aus Luxus-Uhren für Damen und Herren zu bieten. Doch diese umfangreiche Modellpalette an einzigartigen Zeitmessern ist längst nicht alles, was Hublot ausmacht.

Aber der Reihe nach. Wer ist für diesen rasanten Aufstieg verantwortlich? Was macht Hublot-Uhren so besonders und warum konnte sich die Marke in so kurzer Zeit gegen die mächtige Konkurrenz in dem Segment der Luxus-Uhren so eindrucksvoll durchsetzen? Glücklicherweise müssen wir für die Zusammenstellung dieser Firmenhistorie hier nicht auf altmodische Rollfilme einer verstaubten Box-Kamera des 19. Jahrhunderts zurückgreifen, sondern können unseren Rückblick digital und frei von großen Aussetzern erleben.

Italienische Bullaugen am Genfer See

1975 war nicht nur das Jahr, in dem der Vietnamkrieg offiziell beendet wurde, sondern auch die eigentliche Geburtsstunde von Hublot (französischer Begriff für „Bullauge“). Angelehnt an den Namen seiner Ehefrau, begann der italienische Designer Carlo Crocco in diesem Jahr damit, klassische Uhren unter dem Label „Marie-Daniel-Mondre“ (kurz: „MDM“) anzubieten. Das Design der Schmuckstücke weckte dabei schon auf den ersten Blick deutliche Erinnerungen an maritime Bullaugen, das zudem noch über einen Klappdeckel auf der Ziffernblattseite verfügte. Und genau dieser Aspekt zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch das Grunddesign jeder erfolgreichen Uhr von Hublot.

Die erste „richtige“ Hublot wurde doch erst im Jahr 1980 auf der Baselworld vorgestellt. Crocco legte mit seiner „Ur-Hublot“ ein Meilenstein im modernen Uhrendesign der 1980er Jahre. Gleichzeitig avancierte die noch unter Croccos Firma MDM vermarktete Uhr weltweit zu einem der größten Verkaufsschlager, wurden bis zur Jahrtausendwende doch rund 30.000 Uhren weltweit exportiert.

Ein wesentlicher Grund war nicht nur das smarte Design, das mit seinen prägnanten 12 Schrauben stets Assoziationen aus der maritimen Welt in den Augen des Betrachters weckte, sondern auch gleichzeitig mehr Spielraum für eine kreative Gestaltung des Zifferblattes ließ. Die Ziffern 1 bis 12 waren nun nämlich bereits elegant in das schlanke und schmale Gehäuse integriert – ein bis dato absolutes Novum in der Welt der Schweizer Luxusuhren.

Ein Aufstieg mit Hindernissen

Auch wenn das erste Hublot-Modell sehr erfolgreich war, geriet das Unternehmen nach der Jahrtausendwende etwas ins Straucheln. Der Markt veränderte sich, die Nachfrage nach der eher einfach und elegant geformten Hublot-Zeitmessern stagnierte. Die Umsätze sanken und zwangen Crocco zum Umdenken. Es musste ein frischer Wind in die Segel der maritimen Bullaugen, der den vor sich hin treibenden Schweizer Uhrenhersteller am Genfer See wieder auf Kurs brachte.

Crocco holte 2004 Jean-Claude Biver in das Hublot-Boot, der schon zuvor die Schweizer Marke Blancpain zu einer weltweit erfolgreichen Uhrenmanufaktur ausbauen konnte. Und genau das war auch Biver’s ehrgeizige Zielsetzung für Hublot.

Links: Hublot-CEO Jean Claude Biver, der Mann, der seit 2004 die Hebel der Manufaktur bedient. (© Hublot)

Links: Hublot-CEO Jean Claude Biver, der Mann, der seit 2004 die Hebel der Manufaktur bedient. (© Hublot)

Das Bullauge sollte schon bald als eigenständige Uhrenmanufaktur agieren, die alle wesentlichen Bestandteile ihrer mechanischen Kunstwerke in den eigenen vier Wänden fertigte. Hublot sollte wieder an die Spitze gelangen. Mit handwerklichem Geschick, mechanischer Raffinesse, ausgefallener Fertigungstechnik und der gewagten Kombination aus selbst entwickelten High-Tech Materialien und traditioneller Uhrenfertigung in Handarbeit und höchster Handwerkskunst.

Für diese große Aufgabe erhielt Biver 2004 rund 20% der Aktienanteil an Hublot. Damit war dem neuen CEO von Hublot nicht nur ein einflussreicher Weg in der Entwicklung der Manufaktur geebnet, sondern auch eine persönliche Herausforderung, an den Erfolg der Umstrukturierung von Blancpain anzuknüpfen.

Seit 2009 produziert Hublot alle wesentlichen Komponenten der Zeitmesser in der eigenen Manufaktur in Nyon, das 2015 um ein zweites Werk erweitert wurde. (© Hublot)

Seit 2009 produziert Hublot alle wesentlichen Komponenten der Zeitmesser in der eigenen Manufaktur in Nyon, die 2015 um ein zweites Werk erweitert wurde. (© Hublot)

Erfolgsmodelle von Hublot im Licht des Wandels

Ab 2005 begann ein neue Ausrichtung der Modellpalette bei den Schweizern. Wobei Palette kein treffender Begriff ist. So ziemlich jedes der ersten Big-Bang (seit 2005) und Chrono-Superb (seit 2004) Modelle von Hublot konnte durch die beeindruckende Vielfalt der Materialien wie Keramik, Titan, Stahl, Carbon, Leder oder Gold zu einem einzigartigen optischen Unikat werden, das maßgeblich zum Erfolg der beiden Serien beitrug. Zudem verlor die Manufaktur aus Nyon niemals den von Crocco gesetzten roten und markanten Design-Faden aus den Augen – oder besser gesagt: den Bullaugen. Mal mit 6, mal mit 12 versenkten Schrauben in der Lünette. Je nach Lust, Laune und Rationalität der Designer.

 

Die Big Bang Chrono Perpetual Calendar: Tradition und Moderne gepaart mit großen Komplikationen in einem einzigartigen Zeitmesser. Das Unico-Manufakturwerk vereint die drei elementaren Komplikationen ewiger Kalender, Chronograph und Mondphasen in nur einem einzigen Gehäuse. Diese Big Bang ist somit eines der aktuellen Top-Modelle  von Hublot, das auf der Baselworld 2015 zur Feier des 10-jährigen Jubiläums der Big Bang vorgestellt wurde.   (© Hublot)

Neben der Big Bang („Urknall“) reihten sich später auch noch weitere Modelle in die Erfolgsgeschichte ein, wie die Bigger Bang Tourbillon (2006), in dessen Platingehäuse ein fliegend gelagertes Minutentourbillon ruhig und gelassen vor sich hin werkelt. Die eher dezent ausgerichteten Modelle der Reihe Classic Fusion sind Hublots Weiterentwicklung der von Carlo Crocco 1980 kreierten „Ur-Hublot“, die jedoch durch die Kombination hochmodernen Materialien mit der traditionellen Uhrmacherkunst ein völlig neues Erlebnis des alten Zeitgeistes bieten. Insbesondere die Vielfalt in Punkto Farbe und Gehäusegröße machen die Classic Fusion zum zeitlosen und edlen Begleiter an den Handgelenken von Damen und Gentlemen eines jeden Alters.

Die Hublot Classic Fusion

Die Classic Fusion der Sommerkollektion 2015 ist nicht nur die Neuinterpretation der „Ur-Hublot“ in Racing-Grau, sondern auch ein vielseitiger Zeitmesser, der in den Gehäusegrößen 33, 38, 42 und wahlweise 45 mm daherkommt. (© Hublot)

Wenn High-Tech mit Tradition fusioniert

Aber ganz ohne völlig abgehobene Sondereditionen kommt auch die Manufaktur aus Nyon nicht aus. So hat die Firma 2008 zusammen mit dem Juwelierunternehmen Bunter SA ein absolutes Unikat kreiert, das in mehr als 2000 Stunden feinster Uhrmachertradition von Hand zusammengesetzt wurde. Das Ergebnis war die One Million $ Black Caviar, eine Quintessenz der Juwelierskunst ganz in Schwarz. „All Black“ war das Motto, das hinter diesem Meisterwerk steht. In ihrer Grundform an der Big Bang Serie orientiert, scheint das einzigartige Weißgold-Gehäuse die 544 schwarzen Baguette-Diamanten wie von Zauberhand zu halten.

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Magie bedarf keiner Worte, oder? 544 schwarze Diamanten sollten Ausdruck genug sein, wie die One Million $ Black Caviar schweigsam demonstriert. (© Hublot)

Die scheinbar unsichtbare Fassung wirkt beinahe wie eine Fusion aus Magie und High-Tech, die dieses Kunstwerk im dunklen Schein umhüllt. Das Tourbillon ist zwar die einzige große Komplikation, untermalt die feine Silhouette dieser Uhr jedoch perfekt. Angesichts des unglaublichen Aufwands, der hinter dieser Uhr steckt, verwundert es nicht: Der Name ist Programm. Und das gilt auch für den Preis. Ernüchternd: Dieses Unikat ist natürlich längst unter den Hammer gekommen und steht längst nicht mehr im Sonder-Schlussverkauf der Schweizer Luxus-Lager für Zeitmesser. Gut, über Geschmack lässt sich ohnehin nicht streiten. Für den regelmäßigen Einsatz als Outdoor-Zeitmesser ist die Black Caviar vielleicht nicht die beste Wahl.

Ein Faible für aussergewöhnliche Materialien

Wer sich mit den Modellen der Schweizer Luxusmarke beschäftigt, dem fällt schnell die oftmals gewagte und geniale Kombination verschiedenster Materialien auf. So gehören Keramik, Carbon oder Titan schon längst zur „Standardauswahl“ gängiger Werkstoffe für die edlen Zeitmesser. Da verwundert es nicht, dass Hublot auch völlig neuartige Materialien entwickelt, die in die eigenen Kollektionen fließen und sie noch ein kleines Stück einzigartiger machen. Ganz nebenbei sicherlich ein gutes Argument für die stramme Preispolitik mit nicht zu schmalen Margen – so munkelt man.

Big Bang Unico "Magic Gold", die das neue Hightech-Material mit Perfektion inszeniert. (© Hublot)

Big Bang Unico „Magic Gold“, die das neue Hightech-Material mit Perfektion inszeniert. (© Hublot)

Biver hat sich auf die Fahnen geschrieben, innovative Materialien zu entwickeln und die Modellpalette mit Innovationen auf dem neusten Stand zu halten. Maßgeblich dazu beigetragen hat auch der Konkurs des Zulieferers BNB Concepts, durch dessen Übernahme die Schweizer Marke herausragende Expertise in der Fertigung von Mechanik und Materialien in das eigene Haus holte.

Ein absolutes Highlight ist das „Magic Gold“, das Hublot in Zusammenarbeit mit der ETHL entwickelte. Das Magic Gold kommt auch bei der Big Bang Unico „Magic Gold“ zum Einsatz. Ein 18-karätiges und hoch kratzfestes Gold, das etwa 1000 Vickers auf der Härteskala erreicht. Zum Vergleich: herkömmliches 18k Solid-Gold erreicht gerade einmal 400 Vickers, gehärteter Stahl etwa 600 Vickers (Quelle: Hublot). Ein vergleichsweise hartes Zeug also.

Das kratzfeste 18-Karat Magic Gold aus der hauseigenen Gießerei (© Hublot)

Das kratzfeste 18-Karat Magic Gold aus der hauseigenen Gießerei (© Hublot)

Sport und Showbiz – Engagement mit Sinn und Verstand

Zu Bivers Kernstrategie im Branding der Marke stand nicht nur die Entwicklung und Fusion von High-Tech-Materialien mit der hohen Uhrmacherkunst, sondern insbesondere das gezielte Engagement im Sport und dem internationalem Showbusiness.

So gelang es Biver als einem der wenigen CEO’s von bekannten Marken aus dem Luxus-Segment, sich offiziell als Partner und Sponsor im Leistungssport zu etablieren. Was zuvor nur TAG Heuer im Motorsport geschafft hat, war nun Hublot zunächst im Fussball gelungen. Als offizieller Zeitnehmer der WM 2014 und EM 2016 war Hublot bald nicht mehr aus dem Sport wegzudenken. Auch in der WM 2018 war Hublot wieder mit von der Partie. Dieses mal sogar mit passender Smartwach, der Big Bang Referee, die uns während der WM zuverlässig die Spielstände auf die Website der Manufaktur lieferte.

Hublot Big Bang Referee Smartwatch

Die Hublot Big Bang Referee Smartwatch ist die erste Smartwatch der Schweizer Manufaktur, die der wohl zuverlässigste Begleiter während der WM-2018 in Russland sein dürfte. (© Hublot)

Partnerschaften mit Ferrari, Juventus Turin, Paris Saint-Germain, Fußballlegende Pelé, dem FC Bayern München oder auch Usain Bolt als offiziellem Markenbotschafter Hublots brachten der Marke schon bald auch über die Grenzen des Genfer Sees eine Bekanntheit ein, die noch heute ihresgleichen sucht und das Markenimage der Schweizer unaufhaltsam vorantreibt.

Markenbotschafter Usain Bolt und Pelé zusammen bei der Eröffnung des Hublot Flagship-Stores an der Fifth Avenue in New York City. (© Hublot)

Markenbotschafter Usain Bolt und Pelé zusammen bei der Eröffnung des Hublot Flagship-Stores an der Fifth Avenue in New York City. (© Hublot)