Plantation Rum XO 20th Anniversary Barbados

Der Plantation Rum XO 20th Anniversary Barbados hat einen außergewöhnlichen Charakter und gehört mit Sicherheit zu den besten Rums aus der Karibik. Zumindest wenn man seine Preisklasse dabei im Hinterkopf behält. Nicht immer muss ein guter Rum den Gegenwert eines Luxus-Wochenendtrips in den Schweizer Alpen aufweisen. Der Plantation Rum XO ist einer der wenigen karibischen Rums, die durch unglaublich klare Aromen von Vanille, Kokosnuss und Banane mit milder Süße sogar Einsteigern eine vergleichsweise klare Linie beim Rum-Tasting dieser genialen Spirituose aus Barbados vorgeben. Aber der Erfolg des Planration Rum liegt weitaus tiefer, als in seiner gelungenen Aromenvielfalt und dem fast likörartigen Erscheinungsbild. Dazu schauen wir zunächst auf die Insel Barbados und dann quer über den Atlantik weiter nach Frankreich.

Herkunft und Geschichte des Plantation Rum XO

Die Geschichte dieses außergewöhnlichen Rums beginnt auf karibischen Insel Barbados. Im Jahre 1625 übernahm England die Insel von den Portugiesen und begann rund 2 Jahre später mit der Besiedelung der (inzwischen wieder) menschenleeren Insel. Zuvor versklavten bereits spanische Eroberer die Ureinwohner auf Barbados für harte Plantagenarbeit, woraufhin der restliche Teil der Bevölkerung von der Insel floh. Schlecht für die Engländer, die nun ihre eigenen Sklaven mitbringen mussten, um die Kolonialisierung vorantreiben zu können.

Mitte des 17. Jahrhunderts lief die Produktion von Rohrzucker auf Barbados auf Hochtouren. Der Löwenanteil der Rohrzucker-Tonnagen der Kronkolonie wurden an England verschifft, was zu Hochzeiten rund 8000 Tonnen Rohrzucker wie etwa im Jahr 1655 ausmachte (1). Damit stieg das karibische Paradies zu einem der größten Zuckerproduzenten der Welt auf. Der nächste Schritt war logisch und unvermeidbar, legte er auch gleichzeitig den Grundstein für erfolgreiche Rum-Destillate wie den Plantation Rum XO.

Die enorme Produktion von Zuckerrohr führte zum Aufkommen vieler kleiner Destillerien, die eine erhebliche Menge an Rum hervorbrachten. Die Legende besagt, dass die kolonialen Seemänner der britischen Krone den Rum von Barbados als Geschenk für die heimischen Freunde mitbrachten – als Beweis dafür, dass sie einmal quer um den Atlantik gesegelt waren. Billige Langstreckenschiffahrten unter irischer Flagge gab es zu dieser Zeit ja noch vergleichsweise selten. Das Platzangebot an Board war aber ohnehin marginal klein, das Handgepäck auf zwei Liter Rum beschränkt.

Durch die weitestgehende Industrialisierung der Zuckerrohr-Produktion und dem Aufkommen der Zuckerproduktion aus Zuckerrüben in Europa hat sich das Leben auf Barbados nachhaltig verändert. Die Insel produziert im weltweiten Vergleich neben Brasilien, Indien und Thailand keine vergleichbar hohen Mengen an Rohzucker mehr und verlor so den Anschluss an den konventionellen Zuckermarkt. Die unzähligen Windmühlen zur Gewinnung von Zuckerrohr-Saft aus der vergangenen Zeit sind aber noch immer vereinzelt als hartnäckige Zeitzeugen der Zuckerrohr-Produktion auf Barbados zu sehen.

Geblieben ist der gute Rum, für den die ehemalige Kronkolonie Barbados noch immer bekannt ist. Traditionelle Herstellungsverfahren in überwiegend herkömmlichen Pot Stills und eine spezielle Gärmethodik ermöglichen den Destillerien auf Barbados eine herausragende Vorleistung, die für die Schaffung solch einzigartiger und aromatischer Rums nötig ist.

Wenn die Herstellung in vielen Händen liegt

Wenn ein familiengeführter und traditionsreicher Cognac-Hersteller aus den Weinbergen der französischen Region Charente die eigens benutzten Cognacfässer an Rumdistillerien aus der Karibik exportiert, damit diese dort ihre Destillate lagern können, kann dabei nur eine extravagante Kreation herauskommen.

Es ist rein garnichts über die Plantage und Brennerei bekannt, welche die herausragende Basis für den Plantation Rum XO liefert. Dass muss es auch nicht. Denn alleine der Fakt, dass ein Cognac-Traditionshaus aus Frankreich in den 80er Jahren regelmäßigen Kontakt mit den karibischen Brennereien pflegte, spricht für sich. Die lokalen Destillerien nutzen die gebrauchten Fässer für die Einlagerung ihrer jungen Destillate. Schon nach wenigen Monaten der Fasslagerung entstand ein aromatischer, süßer und vom Charakter eines Premium-Cognac geprägter Rum, der sogar den CEO von Cognac Ferrand, Alexandre Gabriel, davon überzeugen konnte, die Marke Plantation Rum mit neuem Leben zu füllen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Gabriel setzt sich von nun an in den Kopf, eine exklusive Reihe an lange gereiften Rums mit Grand-Cru-Charakter an den Markt zu bringen. Der Chef von Ferrand wollte den Geist vieler inzwischen nicht mehr aktiver Brennereien im einem Premium-Rum weiterleben lassen. Geboren war der Plantation Rum, eine Produktlinie der Extraklasse, die neben Barbados noch vielen weiteren Ländern gewidmet ist. Der Erfolg sollte ihm Recht geben.

Charakter und Geschmack des Plantation Rum XO

Das Traditionshaus Cognac Ferrand hat einen entscheidenen Vorteil. Wie das Cognac im Namen schon vermuten lässt, hat Ferrand längst nicht nur mit rumhaltigen Spirituosen zu tun. Neben dem Premium-Cognac versteht sich die Firma Ferrand auch in Herstellung und Handel edler Gins, Liköre, Wodka und Calvados, einem französischen Apfelbranntwein aus der Region Normandie. Damit bietet das Traditionshaus die optimale Entwicklungsgrundlage für einen mild-fruchtigen Rum wie den Plantation XO, der in seiner aromatischen Komposition in der Welt des karibischen Rums als absolute Seltenheit und inzwischen als – das – Aushängeschild von Cognac Ferrand gilt.

Schon bei der Herstellung des Plantation Rum XO werden nur die feinsten Rohstoffe verwendet, während der Rum in klassischen Pot Stills aus Melasse gebrannt wird. Das Double Aging sorgt für die nötige Verfeinerung der Destillate, indem zunächst in ihrer karibischen Heimat die erste mehrjährige Lagerung praktiziert wird. In den meisten Fällen werden dazu ehemalige Bourbon-Oak Barrels aus den USA verwendet, die aufgrund des – im Vergleich zu Europa – recht kurzen Seeweges deutlich attraktiver für die Brennereien auf Barbados sind.

Das Aging in den Oak-Barells verleiht dem noch jungen Plantation-Rums eine süße, weiche und leicht fruchtige Note, die je nach Produktlinie noch weiter verfeinert wird. Nach rund 13 Jahren Aging im Barrel ist für den Plantation Rum XO Schluss. Das ist auch gut so. Schließlich läuft das Aging in Holzfässern in den karibischen Inselstaaten deutlich schneller ab, als es etwa in Schottland oder Irland der Fall ist. Die im Jahresmittel warmen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit auf Barbados katalysieren die chemischen Reaktionen zwischen Barrel und Spirit um das 3 bis 4-fache im Vergleich zu den europäischen Rum- oder Whisky-produzierenden Ländern. Das ist auch der Grund dafür, warum ein Aging von Rums in der Karibik selten länger als 10-12 Jahre abläuft. Zu Groß ist die Gefahr, dass sich die Qualität der (zu lange) gelagerten Rums verschlechtert.

Nach dem Verschiffen der Rums werden die Fässer quasi bis in das Wohnzimmer von Cognac Ferrand geliefert. Dort übernimmt der hauseigene Kellermeister die anspruchsvolle Aufgabe, die hochwertige Fracht noch weiter zu verbessern. Durch geschickte Vermischung der edlen Destillate entstehen die sog. Blends, die wieder einmal in Eichenfässer verfrachtet werden, um die restliche Zeit vor Ort im Anwesen Château de Bonbonnet adäquat nachzureifen. Hier kommen allerdings keine amerikanischen Eichenfässer zum Einsatz, sondern die bereits erwähnten Cognac-Fässer aus Frankreich, die Ferrand akribisch sorgfältig behandelt und überwacht. Manch einer munkelt, Ferrand stellt seinen edlen Cognac nur her, damit der Plantation Rum XO in selbigen Fässern noch einmal milde Süße und einen Hauch tropischer Fruchtaromen „tanken“ kann.

Dabei sind die Lagerbedingungen in Frankreich alles andere als tropisch. Aber genau diese vollständig differente klimatische Bedingung und die Reifung in den typischen Weinbrand-Fässern ermöglicht dem Plantation Rum XO die Ausbildung seiner unverwechselbaren Aromen. Und das über einen Zeitraum von weiteren 1,5 Jahren. Damit hat der Plantation Rum XO dann etwas mehr als 14 Jahre auf dem süßen Buckel. Eine kleine Ewigkeit für einen Rum.

Aroma-Tasting des Plantation Rum XO

Die Wurzeln das Plantation Rum liegen irgendwo zwischen Großbritannien, Barbados und Frankreich – seine Aromenvielfalt ist aber unmissverständlich in der Karibik beheimatet. Mit einem überzeugenden Ton von feiner Vanille, süßer Banane und klaren Nuancen von Kokosnuss lässt uns der Plantation Rum XO schon nach dem ersten zaghaften Luftstoß aus dem Verkostungsglas in der karibischen Hängematte baumeln. Im direkten Vergleich zu seinen karibischen Kollegen entpuppt sich der Premium-Rum von Ferrand als geschmeidig-milder Zuckerrohrsaft, der neben seiner Verwandtheit zum Rum auch exotische Untertöne von Eiche und französischem Weinbrand verkörpert und damit immerhin drei unserer Sinnesorgane vollends überzeugen kann!

Schon kurz nach dem Einschenken des Plantation XO Barbados entfalten sich weitere Aromen, die neben dem dominanten Eichenholz auch einen Hauch von verführerischem Karamell, Honig, Orange und etwas Schokolade an die Tagesluft fördert. Das lässt uns fast vergessen, dass uns der Plantation Rum XO Barbados auch einiges an Würze und tabakartigen Rauch zu bieten hat, was wir mit Sicherheit auch der geduldigen Lagerung in den Oakbarrels zu verdanken haben. Vielen Dank, Herr Gabriel. Das Konzept geht auf. Nicht nur auf der Zunge und in der Nase.

Im Abgang bleibt der Plantation Rum XO fast eine Ewigkeit auf unserer Zuge kleben. Das weckt leichte Assoziationen mit einem paradiesischen Sirup, der geschmeidig an der Grenze zum Likör balanciert. Aber im Gegensatz zu seiner klebrigen und dickflüssigen Ausgangsbasis stimmt der Plantation aus Barbados dieses Sinnesspiel sehr feinfühlig ab und weckt immer wieder Parallelen zu einem grandiosen Oak Cognac, der irgendwo an einer Banane hinunter gemischt mit gerösteten Kokosraspeln und Honig  in unseren Rachen läuft – und sich dort verdammt wohl fühlt. In Kombination mit einer kubanischen Zigarre wie der Hoyo de Monterrey Epicure Especial lässt sich so ein Aromenspiel zusammenstellen, das seinesgleichen sucht!

Daten und Fakten zum Plantation Rum XO Barbados 20th Anniversary

Dank der Herstellung als Cuvée erzielt Cognac Ferrand mit dem Plantation Rum XO Barbados wohl auch in Zukunft eine gleichbleibende Qualität, die seinem Status als Markenkern und Kassenschlager fulminant verteidigen sollte. Die langjährige und aufwändige Alterung in Eichenfässern macht den Plantation XO nicht nur zu einem sanften, süßen und fruchtigen Karibik-Rum, sondern verleiht ihm auch die dunkle Farbe und ein vollmundiges Bukett.

Mit 40% Alkoholgehalt gehört der Plantation XO eher nicht zu den explosionsgefährdeten Rums, was aber vielmehr für seine Lagerung in der Nähe offener Flammen gilt. Eine Geschmacksexplosion löst dieser karibische Tropfen aus Barbados allemal aus, der vorzugsweise pur genossen werden sollte. „On the Rocks“ schmeckt er zwar auch, verliert dabei aber etwas Komplexität und die karamellartige Süße, die ihn immer wieder Assoziationen mit einem wirklich gut gemachten Likör einbringen. Beim Öffnen der imposanten Flasche wird nicht nur jeder Berufspirat blass vor Neid, sondern auch jeder, der erahnen kann, welch ein karibischer Schatz sich umschlungen von Zuckerrohrhalmen hier hinter Glas und ansprechendem Etikett versteckt.

Milde
Süße
Frucht
Würzigkeit
Gesamtergebnis

Weitere Infos und Verfügbarkeit

Der Plantation Barbados Extra Old 20th Anniversary Rum (1 x 0.7 l)* hat grundsätzlich eine gute Verfügbarkeit bei den gängigen Online-Shops für Spirituosen sowie bei Amazon.

Wahlweise lässt sich der Rum pur oder „On the Rocks“ genießen, wobei wir von einer zu starken Verwässerung abraten.

  • Herkunft: Barbados
  • Alkoholgehalt: 40% Vol
  • Inhalt: 0,7 Liter
  • Importeur: Ferrand Deutschland GmbH
  • Auszeichnungen: Goldmedaille beim Miami Rum Festival 2011, Silber bei der International Rum Conference in Madrid, 94 Punkte , vergeben durch das „Beverage Testing Institute“
  • Weitere Quellen: (1) Niels Steengaard: „Trade of England and the Dutch before 1750“ in Trade in the pre-modern era, 1400-1700, Band 1, S. 426