Porsche 1974 911S

Im Jahr 1974 führte Porsche die überarbeitete Form des 911er „Urmodells“ in die geschichtsträchtige Modellpalette ein. Die intern als „G-Modell“ bezeichnete 911er-Serie war dabei gar keine planerische Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr ein glücklicher Zufall. Schließlich plante der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen ursprünglich, die beliebte 911er-Baureihe nach dem 911 SC endgültig einzustellen. Aber blicken wir zunächst an den Anfang dieser Geschichte, an dem unser Porsche 1974 911S Coupé das absorbierende Licht des Asphalts erblickte und der 2.7 Liter Boxer das erste Mal frischen Sprit atmete.

Mit 175ps und 2.7 Litern Hubraum in die Herzen der Kunden

Das Modelljahr 1974 war nicht nur für den Porsche 911S ein wichtiges Jahr. Zeitgleich zur Vereidigung von Helmut Schmidt als neuem Bundeskanzler, bringt Porsche im selben Jahr den überarbeiteten 911er mit drei Motorvarianten an den Markt, zwischen denen die gut betuchten Kunden aus der geliebten Heimat und den wichtigen Übersee-Märkten wählen durften. Zu Beginn des 911 leistete der 2.7 Liter 6-Zylinder-Boxermotor rund 150ps. Ab dem Modelljahr 1976 stieg die Leistung des 911 auf rund 165ps an. Mit seinen 175ps hielt der 911S in Punkto Motorleistung fast den Spitzenwert der Modellreihe und wird dabei nur noch durch den 209ps starken Porsche 911 MFI Carrera überboten.

Dieser seltene Bolide wurde gerade einmal knappe 1500 mal gebaut und ist mit dem daher sehr raren MFI Einspritzmotor ausgestattet, der auch wenige Jahre zuvor im legendären Porsche 1973 RS zum Einsatz kam. Kein Wunder also, dass der 911 MFI Carrera auf den Wunschlisten der Porsche-Sammler und Liebhaber verdammt weit oben steht. Schließlich gilt der MFI als ein wirklich lukratives Investment in die frühen Serien des 911, mit dem auch in Zeiten von inflationärer EZB-Geldpolitk noch ordentlich Rendite erwirtschaftet werden kann. Fahrspaß inklusive.

Der 2.7 Liter 6-Zylinder Boxermotor des Porsche 1974 911S

Apropos Fahrspaß. Einen mehrfachen Dämpfer in Sachen Fahrspaß mussten die 911er in den 70er Jahren  hinnehmen. Nach nur wenigen Monaten Produktion wurde die dritte Motorvariante des 911S 2.7 mit 175ps um 10ps gedrosselt, um den strengeren Abgasvorschriften im wichtigen US-Markt entsprechen zu können. Fast zeitgleich sah sich Porsche gezwungen, die Karosserie des G-Modells umfangreich zu überarbeiten, um den im Zuge des US-amerikanischen „Motor Vehicle Information and Cost Savings Act“ auferlegten Vorschriften für mehr Aufprallsicherheit bei Fahrzeugkollisionen gerecht zu werden.

Dieser unbeliebte Verwaltungsakt sah vor, dass bei einem Aufprall der Stoßfänger bei einer Geschwindigkeit von 5 mp/h (in Fachkreisen auch ca. 8 km/h) auf ein statisches Hindernis keine signifikanten Schäden am Fahrzeug zu erwarten sind. Eben jener Vorschrift ist es auch zu verdanken, dass Porsche im 911er ab 1974 die auffällig hochgesetzten Stoßfänger mit den typischen schwarzen Faltbälgen verbaute. Hinter dieser markanten Konstruktion verbirgt sich ein (damals) smarter Mechanismus, der mit Hilfe von Pralldämpfern die auftretende Energie bei einem Aufprall in dieser Geschwindigkeit weitestgehend eliminieren und damit mögliche Schäden an Karosserie und Frontschürze verhindern sollte.

Allerdings war dieses Premium-Feature nur den Kunden aus den USA vorbehalten. Der heimische Kunde in Europa musste sich mit den billigeren Prallrohren zufrieden geben oder einen satten Aufpreis für die teureren Pralldämpfer bezahlen, die in den USA serienmäßig verbaut waren. Je nach Fahrstil konnte sich das jedoch lohnen. Denn beim leichten Frontkontakt der EU-Version musste auch ein Porsche 1974 911S Coupé durchaus leicht restauriert werden. Schließlich müssen die Prallrohre nach einem unsanften Auffahrunfall vollständig ausgetauscht werden, weil sie durch die Deformation zerstört werden. Und ein kleiner Parkrempler kann bei unsachgemäßer Handhabung des Gaspedals ja durchaus mal vorkommen.

Ohne Frage konnte sich der Porsche 1974 911S auf geradem Wege in die Herzen der damaligen Kunden, Sammler und heutigen Liebhaber fahren. Insbesondere aus der Investment-Perspektive stellt sich der 1974er als echter Geheimtipp heraus. Denn mit etwas weniger als 2000 gebauten Fahrzeugen macht das Porsche 1974 911S Coupe mit dem Motortyp 911/93 nicht nur auf dem Papier eine gute und seltene Figur, die auch in jeder gut belüfteten Garage einen stolzen und werthaltigen Klassiker darstellen dürfte. Letztendlich stellt dieser Klassiker von Porsche jeden modernen GT3 oder Porsche Turbo mit seinem gewissen Extra an Charme, Historie und Charakter in den ausgeleuchteten Schatten klimatisierter Tiefgaragen.

Interieur des Der 2.7 Liter 6-Zylinder Boxermotor des Porsche 1974 911S

Technische Daten und Fakten des Porsche 1974 911S

Kommen wir zum Kern des 911S, der sich ja wie gewohnt unter der Heckklappe und in Form eines 6-Zylider Boxermotors mit 2.7 Litern Hubraum manifestiert. Aufgrund des geringen Leergewichts von nur 1075 Kilogramm, katapultiert uns der Porsche 1974 911S – oder sagen wir beschleunigt – mit seinem zuverlässigen Aggregat bei trockener Fahrbahn in rund 7,55 Sekunden auf gesetzliches Landstraßentempo. Erst bei ordnungswidrigen 225 km/h ist auf der Landstraße Schluss mit dem Spurt in Richtung Horizont, an dem der freundliche Wachtmeister schon neidisch mit der Kelle winkt. Nicht zu vergessen: Wir befinden uns noch immer im Jahre 1974 und sitzen nicht etwa in den angsteinflößenden Sitzen eines 930er Turbos oder anderen Gefährten, die ihre Geburtsstunden in unmittelbarer Rennstrecken-Atmosphäre feiern durften und ihre brachiale Leistung fast unkontrolliert in den Asphalt brennen.

Tatsächlich zeigt sich unser 175ps starke Porsche 1974 911S auch rund 45 Jahre später noch immer als agiler Straßensportler, der dank seiner puristischen Ausstattung eine besondere Fahrdynamik bietet. Dabei wirkt der 911S keineswegs untermotorisiert, wie seine im Jahr 2018 eher gering erscheinenden 175ps vielleicht vermuten lassen würden. Das liegt aber vielmehr daran, dass das klassische Motorkonzept des Saugers erst zwischen 4000 und 6800 Touren richtig an Dynamik aufnimmt und das volle Leistungspotential des 911s freisetzt, das wir aus den sportlichen 911er der 70er Jahre gewohnt sind.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist jedoch das direkte Feedback des Fahrwerks, das jede Unebenheit des Straßenbelags nicht etwa über die Karosserie und Sitzaufhängung an unsere ohnehin vom vielen Sitzen strapazierte Wirbelsäule weiterleitet, sondern direkt über das mit Leder bezogene Lenkrad. Kräftige und kontrollierbare Handdynamik ist für eine sportliche Fahrweise im puristischen 911S also absolute Grundvoraussetzung.

Lenkrad des Porsche 1974 911S in Leder

Da wir gerade bei puristisch sind: Auch das Pedalgefühl des 1974ers ist alles andere als indirekt. Wer die 175ps vollständig ausreizt, darf die freigewordene Energie über das Bremspedal ohne Bremskraftverstärker dosiert in Wärme und Verschleiß umwandeln, mit denen die großen belüfteten Bremsscheiben aber mühelos umgehen können. Angesichts des hohen Investmentpotentials des 911S dürfte die eigene Geldbörse diese leichten Verschleißerscheinungen aber nicht allzu kritisch sehen.

Im Fokus steht hier übrigens ein Porsche 1974 911S Coupé in der Farbe Lachsdiamant, das im Jahr 1974 auch erstmals nach Kalifornien ausgeliefert wurde. Nach rund 30 Jahren in einer Hand gelangte das Fahrzeug dann zu unserem Partner Fineeleven nach Hamburg, wo es im Anschluss aufwändig restauriert wurde. Allerdings hielt sich zumindest der technische Part dabei überschaubar. Dank der puristischen Ausstattung ohne elektrisches Schiebedach, elektrische Fensterheber und sonstigen Schnick-Schnack spart der Sportwagen aus Zuffenhausen nicht nur ordentlich Sprit, sondern bleibt auch langfristig in Wartung und der Ersatzteilbeschaffung ein angenehmer Weggefährte, der auch gerne mal sportlich „getreten“ werden darf. Auf der Landstraße, versteht sich.

Sonstige technische Daten und Fahrzeugmerkmale:

  • Laufleistung: 140.000km
  • Besonders seltene Motorvariante 911/93  mit 2.7 Liter 6-Zylinder Boxer und 175ps bei 5.800 U/min bzw. 235NM bei 4.000 U/min
  • 5-Gang Schaltgetriebe
  • Farbcode 036-9-3 „Lachsdiamant“

Fotos vom Roman Rätzke

Einsteigen, anschnallen und erleben.

Porsche 1974 911S Seitenansicht

Mit unseren speziellen Events und Workshops rund um das Thema Investment in Porsche Oldtimer bieten wir regelmäßig einen guten Grund, der einen lohnenswerten Wochenend-Ausflug in Metropolregion Hamburg rechtfertigt. Dabei muss die Ehefrau (oder der Ehegatte) nicht in den heimischen Vier Wänden bleiben. Mit einem angenehmen Rahmenprogramm gestalten wir das Erlebnis 911 genau so, wie man sich die Leidenschaft als automobiler Liebhaber, Sammler oder Enthusiast bis in das wohlverdiente Rentenalter gerne vorstellt. Selbstverständlich bieten wir dabei auch die einmalige Gelegenheit, diese wundervollen Klassiker aus deutscher Automobilgeschichte ausführlich zu testen und selber zu fahren.

Mehr Informationen zu den Events finden sich direkt in den jeweiligen Kategorien unseres Shops oder über unseren Kontakt (ab Herbst 2018). Für weitere Informationen und sonstige Anfragen stehen wir aber auch vorab jederzeit zur Verfügung.