Porsche 356 C

Es gibt nur wenige klassische Oldtimer, denen ein vergleichbarer Ethos hinterher hallt, wie es beim Porsche 356 der Fall ist. Schließlich ist der 356 das erste Serienmodell, das Porsche jemals gefertigt hat. Das erste Modell lief im Juli 1948 vom Band, nachdem Porsche im Laufe des Zweiten Weltkriegs seinen Betriebssitz nach Gmünd in Kärnten verlegt hatte, um den Bau der aufwändigen Blechkarosserie weitestgehend ungestört vom Bombardement der Alliierten fortführen zu können. Aber auch der 356er hat einiges an Modellgeschichte hinter sich, die schließlich im Jahr 1965 mit dem Porsche 365 C endete. Und genau da setzen wir jetzt an.

Porsche 365 C – Anschluss an Mythos B und A

Im April des Jahres 1965 endete die Produktion der Baureihe 356 endgültig. Insgesamt liefen mehr als 76.000 Wagen vom Band in Kärnten und Zuffenhausen, bevor die Modellreihe später durch den fast zeitnah entwickelten Porsche 901 (später in Porsche 911 umbenannt) beerbt wurde. Ein würdiger Nachfolger für einen Sportwagen, der bereits zur Einführung rundherum über Scheibenbremsen verfügte. Zur damaligen Zeit ein absolutes Novum in Serienfahrzeugen. Das natürlich auch seinen Preis hatte. Listenpreis? Unangenehm.

An der Optik hat die Designabteilung von Porsche beim 356 C nicht viel geschraubt. Im direkten Vergleich zu den beiden Vorläufern 356 B und 356 A hat sich in Punkto Motorleistung deutlich mehr getan. So leistet der 1,6 Liter 4-Zylinder Boxermotor 75 PS im 1600 C, mit dem zusätzlichem S steigt die Leistung des 1600 SC sogar auf 95 PS. Absolut umwerfende Leistung lieferte der 356 C Carrera 2 mit – man zur damaligen Zeit nahezu unglaublichen – 130 PS. Man bedenke – wir befinden uns noch immer in den 60er Jahren mit einer Entwicklungsbasis, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg gelegt wurde.

Erhältlich war der 356er übrigens in den Karosserievarianten Cabriolet oder Coupé, die mit einem Gewicht von leichten 940kg im Modell 356 C schon fast waschechte Rennstreckengene in sich trägt. Nun gut, in den 60er Jahren waren die Sportwagen von Porsche noch nicht mit gewichtstreibender Elektronik und Assistenz vollgestopft, die einen heutigen GT3 zum tonnenschweren Pedant degradieren, der sein Übergewicht lediglich mit brachialer Gewallt kontert.

Dennoch waren mit dem 356 C in den Serienversionen als 1600 C oder SC sogar Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 185 km/h möglich. Das ist noch ausbaufähig. Denn mit einer um 25 km/h höheren Höchstgeschwindigkeit treibt der 356 C Carrera 2 als Sportversion des 356ers das Speed-Limit noch einmal auf die Spitze. Wir müssen bedenken: Wir sitzen noch immer in einem Serien-Sportwagen der 60er Jahre!

Porsche 356 C Seitenansicht

Die Seitenlinie des 356 C weckt Erinnerungen an die Wolfsburger Geschichte, setzt seine Tradition aber auch in Zuffenhausen fort.

Stückzahlen und Preisentwicklung beim Porsche 356

Mit seinen rund zwei Jahren Bauzeit schafft es der Porsche 356 C gerade einmal auf etwas mehr als 16.680 Stück. Davon sind gerade einmal 13.500 Coupés, etwas mehr als 3000 Carbrios und 126 Stück von der Sportvariante Carrera 2. Damit sind aus der Bauzeit des 356 C gerade einmal etwa 22% der Stückzahlen entstanden, die im gesamten Bauzeitraum des 356ers mit rund 76.000 Fahrzeugen gefertigt worden sind. Aber genau das ist auch einer der wesentlichen Gründe dafür, dass der 356er als echtes Investment-Objekt unter den klassischen Porsche Oldtimern gilt, der von Sammlern aus aller Welt inzwischen gejagt wird. Zustand egal. Zumindest, wenn das Portemonnaie keine Grenzen kennt.

Als absolutes Highlight gilt seit jeher das 356 C Carrera 2 Cabrio. Der offener 356er im Style von Miami-Beach hat lediglich 20 Stück auf der Stückzahlen-Uhr. Verglichen mit anderen Serien-Sportwagen aus dieser Zeit ist das nicht nur eine absolute Seltenheit, sondern eine Garantie für maximalen Wertzuwachs auf dem Markt klassischer Porsche.

Bereits damals lag der Neupreis des Carrera 2 bei inflationsbereinigten 24.700 DM. „Normale“ 356er gab es dabei schon zu einem Einstiegspreis ab 16.450 DM. Verglichen mit dem 356 C Carrera 2 mutet das als Schnäppchen an. Und das lässt sich auf die heutige Wertentwicklung beim Porsche 356 übertragen.

Kleiner Fakt am Rande: Der Carrera 2 356er rangiert preislich sogar noch über dem seit 1963 entwickeltem Porsche 901 (später auch bekannt unter 911). Als die Markteinführung des 911ers im Jahr 1964 bevorstand,  wurde der Sportwagen mit einem Listenpreis ab 21.900 DM gelistet. Für die damaligen Kunden war das eine herbe Preissteigerung im 356er, die dazu führte, dass Porsche das abflauende Segment des Zuffenhausener Käfers zunächst in die Modellpalette des 911er integrierte und die Baureihe 912 ins Leben rief.

Fahrtbericht: Porsche 356 C

Porsche 356 C Innenraum

Porsche 356 C – Wer sich auf diese Sitze begibt, kann sich auf elegante und angenehme Fahrweise freuen.

Lässt man sich in den bequem ausgepolsterten Sitzen des 356 C nieder, erwartet man von den 75 PS Motorleistung im Coupé bzw. 95 PS im SC keine brachiale Rennstreckentauglichkeit. Zugegeben – es fällt etwas schwer, sich von den heute gewöhnten Leistungskurven der modernen 911er Baureihen und der schon ab 1964 fortgeführten Elfer, wie dem Porsche 911 S, zurück in die Leistungsdimension des 356 C zu denken. Mit etwas Beschallung von den Beatles, Bob Dylan und den Beach Boys gelingt aber auch der Spagat zwischen sportlicher Fahrweise und dem eleganten Auftreten des 356ers, dem wir im Laufe unserer Testfahrt gerne noch mehr Aufmerksamkeit schenken.

Auch wenn der 356 C den Wegfall der 60 PS Maschine aus dem Vormodell durch seine akkuraten 15 PS Mehrleistung ausgleichen, setzt man das neue Fahrgefühl so auch automatisch als gegebenen Standard. Der war zur damaligen Zeit aber alles andere als selbstverständlich. Dennoch trägt uns diese klassische Porsche-Ikone angenehm komfortabel, zügig und handlich über die Landstraßen unserer nördlichen Bundesrepublik. Auch bei kräftigen Bremsmanövern aus der 100 km/h Schallmauer reagiert der 356er solide und bremst uns in wenigen Sekunden zur sicheren Betriebsgeschwindigkeit, wie es sonst nur ein Porsche Turbo vermag.

Motor 1600C 356

Der 4-Zylinder Boxermotor 1600C des 356ers ist zwar nicht besonders drehzahlfreudig, macht seinen Job auf der Landstraße aber absolut solide.

Einzig die hohe Seitenwind-Empfindlichkeit und eher verhaltene Drehfreudigkeit des Vierzylinder-Boxermotors 1600 bzw. 1600SC Aggregats lässt nach heutigen Gesichtspunkten einiges zu wünschen übrig, was im Übrigen auch einer der größten Kritikpunkte bei den damaligen Fahrtberichten und Tests des Porsche 356 C waren. Im Ganzen schneidet der Klassiker jedoch solide ab und hinterlässt ein alltagstauglich Fahrgefühl in einem Fahrzeug, dass so gar nichts mehr mit Alltag zu tun hat.

Kauf und Restaurierung beim 356 C

Wer sich dazu entschließen sollte, in den nächsten Jahren einen Porsche 356 C zu kaufen, muss sich nicht nur im Vorwege intensiv mit den verschiedenen Motorvarianten und Karosserieformen auseinandersetzen, sondern auch das nötige Kleingeld parat halten. Schließlich spielen die Varianten mit Fuhrmann-Motor in einer preislich anderen Galaxie und sind nur noch für wirklich enthusiastische Porsche-Sammler attraktiv, die ein Fahrzeug nicht mehr nur rein als Kapitalanlage sehen.

Für die übrigen Varianten des Porsche 356 C ist primär der Zustand der Karossiere der entscheidende Preistreiber. Man muss bedenken, dass in die Restaurierung dieser automobilen Legende noch einige Zehntausend Euro spielerisch verschlungen werden, selbst wenn man eine eigene Sattlerei sein Eigen nennt. Das liegt im wesentlichen daran, dass dieser Porsche keine bzw. nur wenige verschraubte Karosserieteile aufnimmt. So besteht die Basiskarosse von Kotflügel über Front und Heck aus einem „Guss“, ist also aus nur einem Blech nahtlos gefertigt. Schlechter Zustand fordert hier definitiv seinen Tribut.

Frontansicht des Porsche 356 C

 

 

Interessiert man sich für ein Investment in das 356 C Cabriolet, sollte man seinen Bankberater noch einige Male tiefer in Gespräche verwickeln. Aufgrund der schwächeren Karosseriestruktur ist das Cabriolet nämlich noch deutlich aufwändiger in der Restaurierung. Saubere Arbeit lohnt sich hier aber definitiv. Es gibt schließlich nicht mehr viele Legenden aus dem Zeitalters eines 300 SL auf dem Markt. Bezahlbarkeit liegt also immer im Auge des Betrachters. Im Rahmen unserer klassischen Oldtimer Workshops bieten wir die einmalige Gelegenheit, derartige Klassiker ausführlich Probe zu fahren und runden das Ganze mit einem angenehmen Event rund um das Investment und den Kauf klassischer Porsche ab.

Fotos von Roman Rätzke.