Der Porsche 911 Carrera WTL M491 gehört unweigerlich zu den Top-Modellen unter den klassischen Porsche-Automobilen, die in den letzten Jahren einen außergewöhnlich hohen Wertzuwachs erfahren haben. Und das liegt nicht nur an der irrsinnigen Geldflut, mit der die EZB unseren Kapitalmarkt überschwemmt. Schließlich gilt der Porsche 911 Carrera M491 WTL als selten. Und alles was bei Porsche als selten gilt, ist grundsätzlich gefragt. Und teuer. Damit wir beurteilen können, ob der 911 Carrera als Werksturbolook (WTL) neben seiner Seltenheit auch in Zukunft noch weitere Grundlagen für einen stabilen Wertzuwachs bietet, müssen wir aber noch etwas tiefer in die Sitze und Geschichte des Porsche 911 Carrera M491 WTL einsteigen.
Inhalt
Wertsteigerung für den Porsche 911 Carrera WTL mit Optionscode M491
Das vom Jahr 1984 bis 1989 gebaute G-Modell als Werksturbolook – also WTL – sticht nicht nur aus Investmentperspektive aus dem bisherigen Segment der klassischen Porsche heraus. Mit einem markttechnischen Wertzuwachs von mehr als 40.000 – 50.000 Euro in den letzten Jahren grassiert der WTL inzwischen auf schwindelerregenden Höhen, die nur noch erfahrene Porsche-Enthusiasten oder gut betuchte Sammler erklimmen wollen.
Im Vergleich zu den regulären Varianten mit 3.0 und 3.2 Liter des G-Modells, die lediglich nur rund 1/3 bis 2/3 des Wertzuwachses generieren konnten, hebt sich der Werksturbolook in seinen Karosserievarianten als Coupé, Targa und Cabrio also fast unangefochten an der Spitze und Preisliste der G-Serie.
Aber immer dann, wenn die Preise so rasant steigen, denkt man gerne an spekulative Blasen oder eine schlichte Überbewertung von Sachgegenständen mit sportlicher Fahrleistung, die im intransparenten Markt des Oldtimer Investments durchaus vorkommen kann. Warum ist der WTL so teuer? Was macht die Ausstattung dieses 911ers so besonders? Und viel wichtiger: Hat dieser Porsche auch für die Zukunft noch Investment-Potential oder ist er ein Garant für die konzentrierte Vernichtung von Buchgeld? Abwarten.
Porsche 911 Carrera WTL M491: Ein Turbo ohne Turbo.
Knapp 1400 Fahrzeuge sind im Produktionszeitraum des WTL mit dem Optionscode M491 ab dem Modelljahr 1984 als 911er Coupé vom Band des Sportwagenherstellers aus Zuffenhausen gelaufen. Ab dem Modelljahr 1985 kamen auch noch die Ausführungen als Targa WTL und Cabrio WTL hinzu, die mit einer Stückzahl von etwas mehr als 1600 produzierten Cabrios und rund 600 Stück für den Targa ebenfalls durchaus überschaubar ausgefallen sind. Detailliert ermittelte Stückzahlen des 3.2 Carrera WTL bietet das inoffizielle turbo-look Register.
Summa Summarum kommen so 3.600 911er im Werksturbolook zusammen, die innerhalb der sechs Produktionsjahre gebaut wurden. Damit sind pro Jahr nur rund 600 WTL vom Band gelaufen. Das sind etwas mehr als 2 Fahrzeuge pro Tag. Eine überschaubare Anzahl, die aus Investmentperspektive ein schlagkräftiges Argument für den Kauf eines Porsche 911 Carrera WTL liefert.
Dreht man dieses Argument einmal um, lässt sich auch schnell der Grund für die verhältnismäßig geringe Stückzahl dieses turbolooklike-G-Modells ermittelt: der Preis. Für rund 30.000 D-Mark (Aufpreis!) bekam der Kunde eines WTLs einen kompletten 930er Turbo. Nur eben ohne Turbo. Dafür waren Fahrwerk, Bremsen, Heckflügel, Achse und Karosserie weitestgehend mit den verbauten Komponenten des 930er Porsche Turbo identisch.
Ein nettes Detail am Rande: die wuchtige Turbo-Bremsanlage des WTLs war ebenso eine direkte Weiterentwicklung des reinrassigen Rennwagens Porsche 917. Rennstreckengene waren also auch beim WTL inklusive. Wo wir gerade bei Turbo sind: der 930er wurde in den Jahren von 84 bis 89 etwa 10.296 mal produziert. In Punkto Seltenheit ein Punkt für den WTL.
Turbo Straßenlage und Fahrdynamik im M491
Optisch bietet ein Carrera WTL M491 so ziemlich alle Vorzüge, die auch sein großer 930er-Bruder bietet. Allerdings benötigt der klassische Saugmotor mit seinen 3.2 Litern Hubraum deutlich weniger Sprit als sein Familienmitglied mit durstiger Turbo-Aufladung. Ebenso deutlich fällt der Unterschied in Fahrdynamik und Straßenlage des WTLs gegenüber den klassischen 3.2er G-Modellen aus. Durch das Mehrgewicht und den erhöhten Luftwiderstand aufgrund der breiterer Karosserie und Bereifung steuert sich der WTL etwas schwergängiger und büßt einige Hundertstel in Sachen Beschleunigung und Endgeschwindigkeit ein.
Die Fahrdynamik des Porsche 911 Carrera WTL M491 gibt sich trotz Gewicht und sonstigen Widerständen agil und präzise. Bremsvorgänge steckt der Werksturbolook auch aus höheren Geschwindigkeiten dank der Turbo-Bremsanlage spielend weg und bleibt so auch bei hohen Drehzahlen gut kontrollierbar, was man von seinem kompromisslosen 930er Turbo-Bruder nicht immer erwarten kann. In gewisser Weise lässt sich der Porsche 911 WTL M491 als gemäßigte und gut handelbare Alternative zum 911 930 Turbo bewerten, bei der sich potentielle Porsche-Liebhaber nicht vor der sportlichen Sonntags-Ausfahrt fürchten müssen.
Ungewohnt, aber nicht unbekannt: Targa WTL
Ungewöhnliche Veränderungen sucht man in der Historie des G-Modells oftmals vergebens. Doch zum 2. Modelljahr in 85 erschien eine bis dato in dieser Form zwar nicht unbekannte, aber dennoch ungewohnte Variante eines 911ers: der 911 Werksturbolook Targa.
Schrauben wir die Modellhistorie der Elfer ein paar Jahre zurück, landen wir in den 70er Jahren, die für Porsche-Kenner einige richtungsweisenden Entwicklungen bereithielten. Schon damals war es der frankfurter Edeltuner Buchmann (auch unter „bb“ bekannt), der einen Porsche 911 SC Targa vollständig auf einen Turbo umgebaut hat. Dabei war nicht nur die Optik „turbo“, sondern auch die Technik.
Buchmann stattete seinen SC-Umbau mit dem passenden Motor samt Abgasturbolader aus und sorgte damit auch für das entsprechende Mehr an Leistung, das aus einem regulären SC einen „waschechten“ Turbo machte. Der in der Porsche-Szene bekannte Kult-Targa bb Turbo Targa Rainbow gilt so sogar als Vorlage für den werkseitigen Targa als G-Modell Werksturbolook, von dem lediglich etwas mehr als 310 linksgelenkte und 220 rechtsgelenkte 911er entstanden sind.
Im direkten Vergleich zu etwas mehr als 10.000 gefertigten 930er Turbos steht die geringe Stückzahl somit als wichtigster Garant für ein hohes Potential an Wertzuwachs, mit dem ein Targa WTL im keinem Investment-Portfolio gut ausgestatteter Porsche-Sammler fehlen sollte.
Nur rund zwei Jahre später, im Modelljahr 1987, erweiterte der Sportwagenhersteller aus Zuffenhause seine Angebotspalette um die Karosserievarianten Targa und Cabriolet in 930er-Ausführung als Turbo. Damit war auch Buchmanns Vision vom Turbo Targa und Turbo Cabrio erfüllt und ein neuer Sammler-Mythos geboren, der auch hier wieder auf finanzielle Ursachen zurückzuführen ist. Schließlich musste man seinen Geldbeutel für den Kauf eines 930er Targa Turbo weit öffnen. Die logische Konsequenz war eine Produktionszahl von weniger als 300 Stück. Aus Investment-Sicht eine hervorragende Argumentationsgrundlage, mit der unserer innere Finanzabteilung überzeugt werden könnte.
Das Porsche Sonderwunschprogramm
1978 führte Porsche das Sonderwunschprogramm für die eigenen Kunden ein, damit Customizing-Aufträge und die speziellsten Kundenwünsche fernab der Serientauglichkeit ab sofort auch im eigenen Haus umgesetzt werden konnten. Fortan sollten die Kunden nicht mehr in die vielen professionellen Bastler-Buden rund um den Globus wandern, die für spezielle Wünsche bis dato der bessere Ansprechpartner waren, sondern ihre treu versteuerte D-Mark lieber in Zuffenhausen lassen.
Zur Einführung des Werksturbolook mit Optionscode M491 lief das Sonderwunschprogramm schon auf Hochtouren, obwohl der M491 WTL am regulären Fertigungsband der Porsche-Werke gebaut wurde und nicht etwa in den Hallen der exquisiten Sonderwunschprogramms, das neben umfangreichen Karosserie-Extras auch feine Spezialitäten für das Interieur bereithielt. Ebenso fein waren die Kunden, die einen anfänglichen Aufpreis von 24.900 DM für das Sonderwunschprogramm hinblättern durften.
Eine der häufigsten Optionen war der Wegfall des Turbo- Bug- und Heckspoilers mit Optionscode Spoiler Delete M470. Man zahlte also gerne für den Wegfall von Extras wie die Turbo-Heckflosse und den Gummi-Frontspoiler, der im Gegenzug durch eine in Wagenfarbe lackierten Blenden als Nebelscheinwerfer-Einfassung ausgetauscht wurde. Wer noch etwas Kleingeld übrig hatte, gönnte sich dann noch die Option SOW012 für zusätzliche 7.950 DM Aufpreis (!).

Optionscode SOW012 (SOW = Sonderwunsch) führte bei diesem Carrera WTL Cabrio in Grandprix-Weiß zu zwei aggressiven Lufteinlässen an den hinteren Kotflügeln.
Dafür konnte sich der gut betuchte Kunde mit Sonderwünschen dann über zwei aggressive Lufteinlässe an den hinteren Kotflügeln erfreuen, mit denen sich der der Porsche 911 Carrera WTL nicht nur optisch, sondern auch Preislich in die Liga des 930er Turbos katapultierte.
Fotos: Roman Rätzke
Porsche Klassik Workshops in Hamburg
Interesse geweckt? Mit gutem Grund. Zusammen mit unserem Partner fineeleven.de bieten wir im Großraum Hamburg regelmäßig Porsche Klassik Workshops an, bei dem wir innerhalb eines Tages die wichtigsten Grundlagen für das nachhaltige Investment in die Klassiker von Porsche vermitteln. Neben Modellhistorien, technischen Besonderheiten und Ausstattungsvarianten stehen auch finanzielle Gesichtspunkte und lehrreiche Probefahrten im Kern der Workshops. Weitere Informationen zu den nächsten Terminen vermitteln wir gerne über unseren Kontakt.