Die Erfahrungskurve beschreibt ein betriebswirtschaftliches Konzept, in dem die inflationsbereinigten (realen) Stückkosten konstant sinken, wenn sich die kumulierte Produktionsmenge bzw. Ausbringungsmenge einer Produktion erhöht.

Das Konzept wurde erstmalig in den 1920er Jahren in der US-amerikanischen Luftfahrtindustrie ausgestaltet und in den Jahren um 1970 durch die Boston Consulting Group (BCG) weiter ausgebaut. BCG gestaltet das Konzept der Erfahrungskurve als strategisches Marketinginstrument, das später als sog. „Boston Effect“ oder auch als BCG-Matrix bekannt wurde und weltweit in der strategischen Produktionsplanung zur Anwendung kommt.

Bedeutung und Herleitung der Erfahrungskurve

Dem Konzept liegt das Prinzip der Kostendegressionseffekte zu Grunde, nach dem sich nach wirtschaftlichen und statistischen Analysen rund 20-30% der Stückkosten im Produktionsverlauf reduzieren lassen, wenn kostenmindernde Effekte durch  zunehmende „Erfahrung“ in Produktion und Vermarktung von Produkten (beschränkt auch Dienstleistungen) auftreten.

Der dahinterstehende Erfahrungseffekt beschreibt, dass sich bei jeder Verdopplung des kumulierten Produktionsvolumens (auch Absatzmenge) eine 20-30 prozentige Verringerung der Stückkosten bei gleichbleibenden Absatzpreisen realisieren lässt.

Die damit beschriebene Erfahrung wird durch einen frühen Markteintritt eines Unternehmens verstärkt. Je länger Unternehmen auf einem Markt agieren, desto mehr Erfahrungen können sie darin sammeln, um die eigenen Produkte, Produktionsabläufe und Vertriebskanäle auf diese gesammelten Erfahrungen einzustellen, was schließlich in einer Kostensenkung mündet und zur Verringerung der Produktionskosten führt.

Nach dieser Theorie ist es also zielführend, wenn ein Unternehmen möglichst schnell hohe Marktanteile gewinnt, um mit hohem Output die Stückkosten zu senken und einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten zu sichern.

Ursachen der Kostendegression

Für den Kostendegressionseffekt im Sinne der Erfahrungskurve lassen sich unterschiedlichen Ursachen ermitteln. Die häufigsten sind dabei:

  • Steigender Output bei geringerem Input, z.B. durch Prozessoptimierung oder Automatisierung
  • Sinkende variable Kosten, z.B. durch geringe Einkaufspreise von Materialien aufgrund langfristiger Lieferverträge oder höherer Einkaufsmengen
  • Einsatz kostengünstigerer Produktionsformen und relationale Anpassung der Fixkostenblöcke
  • Erweitertes Know-How von Mitarbeitern und die Bedienung von Produktionssystemen

Marktanteil und Marktwachstum

Die beiden Faktoren Marktanteil und Marktwachstum weisen einen Zusammenhang auf, der in der Erfahrungskurve begründet werden kann:

  • Je größer der Marktanteil, desto schneller steigt das Kostensenkungspotential, womit wieder der relative Marktanteil steigen kann, wenn die entstehenden Kostendegressionseffekte ausgenutzt werden. Dabei entstehen Gewinnspannen und Wettbewerbsvorteile, die Konkurrenten zunehmend aus dem Markt drängen können, womit wieder mehr Marktanteil entsteht und ein unmittelbares Marktwachstum erzielt wird.
  • Je höher das Marktwachstum ist, desto schneller verdoppelt sich die kumulierte Produktionsmenge, womit wiederum weitere Kostensenkungspotentiale frei werden.

Erfahrungskurve: Grafik und Berechnung

Erfahrungsgesetz:

k(x) = a · x -b

wobei

  • k(x) = Stückkosten in der Abhängigkeit zur kumulierten Produktionsmenge x
  • a = Stückkosten der ersten produzierten Einheit
  • -b = Kostenelastizität
Erfahrungskurve

Schematische Darstellung der Erfahrungskurve mit Stückkosten und kumulierter Produktionsmenge